Eine Ohrenärztin untersucht das Ohr einer Patientin

Tinnitus: Ursachen und Behandlung

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Lesezeit: 5-6 Minuten

So ent­steht ein Tin­ni­tus

Die Symptome sind nicht zu überhören: Es pfeift, klingelt, summt oder zischt im Ohr. Zum Beispiel nach einem lauten Konzert oder einem Hörsturz. Oft verschwinden die Geräusche nach einigen Sekunden oder Minuten, sie können aber auch bleiben. Hier liest du, wann von einem Tinnitus die Rede ist, welche Formen es gibt und wie sie behandelt werden. Das Wichtigste in Kürze:

  • Betroffene nehmen ein ständiges oder wiederkehrendes Pfeifen, Klingeln oder Summen im Ohr wahr. 
  • Halten Ohrgeräusche länger als drei Monate an, spricht man von einem chronischen Tinnitus.
  • Weil die Ursachen vielfältig sind, und von körperlichen bis zu psychischen Gründen reichen, gibt es auch unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Oft geht es in der Behandlung von Tinnitus eher um das Leben mit den Symptomen.

Tinnitus: Wahrnehmung von Ohrgeräuschen

Übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet Tinnitus einfach „Klingeln“, doch Tinnitus-Patienten nehmen ganz unterschiedliche Ohrgeräusche wahr. Ein Tinnitus kann sich bemerkbar machen als

  • Klingeln
  • Piepen
  • Rauschen
  • Brummen oder Summen
  • Klicken
  • Klopfen

Auch der wahrgenommene Ursprung der Ohrgeräusche variiert. Viele Betroffene verorten das Geräusch in ihrem Kopf. Für andere scheint das störende Piepen aus der Umwelt zu kommen. Außerdem kann der Tinnitus durchgängig zu hören sein, an- und abschwellen oder kurzfristig verschwinden, um nach einiger Zeit wieder aufzutreten.

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Mögliche Ursachen von Ohrgeräuschen

Verschiedene Krankheiten sowie plötzliche oder anhalte Lautstärke können eine Hörschädigung verursachen und in der Folge einen Tinnitus auslösen.

1. Äußere Faktoren

Durch große oder plötzliche Lautstärke können Hörapparat und Hörvermögen beeinträchtigt oder geschädigt werden. Deshalb tritt ein akuter Tinnitus oft auf, nachdem jemand Lärm im hohen Dezibelbereich ausgesetzt war. Zum Beispiel bei

  • Konzertbesuchen ohne Gehörschutz. Diese führen zu einer vorübergehenden Hörschwellenverschiebung für bis zu 48 Stunden.
  • Schalltraumata, etwa durch Silvesterböller, auslösende Airbags oder Ähnliches. Sie können für einige Tage bis Wochen zu schlechtem Hören und Ohrgeräuschen führen.
  • dauernder Lärmbelastung im Job, z. B. beim Bedienen von Maschinen, kann Lärmschwerhörigkeit und damit einhergehende Ohrgeräusche auslösen.

2. Körperliche Faktoren

Verschiedene Erkrankungen und Alterserscheinungen des Körpers gelten ebenfalls als Ursachen eines subjektiven Tinnitus. Dazu zählen zum Beispiel

  • Hörsturz
  • Altersschwerhörigkeit
  • Otosklerose, eine Knochenkrankheit im Innenohr
  • Morbus Ménière, ein Lymphstau, der Membranen im Ohr beschädigt
  • Akustikusneurinom, ein gutartiger Tumor im Schädelinneren
  • chronische Mittelohrentzündung
  • Herz-Kreislauf-Krankheiten, Stoffwechsel- sowie Nierenkrankheiten
  • Störungen des Kiefergelenks oder der Halswirbelsäule

Ursachen für objektiven Tinnitus

  • Blutschwämme
  • hoher Blutdruck
  • Gefäßverengungen oder Missbildungen der Blutgefäße
  • Tumore im Mittelohr

3. Psychische Faktoren

Stress gilt ebenfalls als möglicher Auslöser für Ohrgeräusche. Durch stressbedingte Durchblutungsstörungen und im Zusammenhang mit vermehrter Ausschüttung von Cortisol können Hörsinneszellen im Ohr geschädigt werden.

Erste Tipps zur Stressbewältigung kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Die unterschiedlichen Arten von Tinnitus

Werden Sinneszellen im Innenohr etwa durch ein Knalltrauma geschädigt, können sie Reize nicht mehr richtig verarbeiten. Es kommt zu einer fehlerhaften Wahrnehmung im Gehirn, die Neuronen melden ein akustisches Signal, wo in Wahrheit keines ist. Man spricht dann vom subjektiven Tinnitus, den nur die betroffene Person wahrnimmt.

Lässt sich dagegen im Körper objektiv eine Schallquelle feststellen, die die Ohrgeräusche auslöst, handelt es sich um einen objektiven Tinnitus. Dieser ist jedoch äußerst selten.

Wie lange dauert ein Tinnitus?

So plötzlich wie er auftaucht, verschwindet er meistens wieder. Oft hält ein Tinnitus weniger als eine Minute an und klingt von allein wieder ab. Halten die Ohrgeräusche jedoch mehr als drei Monate an, spricht man von einem chronischen Tinnitus.

Welche Behandlung und Therapien gibt es?

Ob du unter einem Tinnitus leidest, kann dein Hals-Nasen-Ohren-Arzt feststellen. Ohrgeräusche, die zum Beispiel von verengten Blutgefäßen hervorgerufen werden, kann der HNO- oder Hausarzt mit dem Stethoskop abhören. Der Grad der Belastung durch Tinnitus wird mittels psychologischer Fragebögen erfasst. Beratung zu Hörgeräten und Tinnitus-Rauschern erhältst du außerdem beim Hörakustiker.  

1. Kognitive Verhaltenstherapie

Gerade wenn die Ursachen unbekannt sind oder scheinbar keine körperlichen zugrunde liegen, kann es sein, dass die chronischen Ohrgeräusche bei Betroffenen niemals verschwinden. In solchen Fällen geht es für Patienten darum, in der kognitiven Verhaltenstherapie Methoden zu lernen, trotz Pfeifen im Ohr entspannt durchs Leben zu gehen.

2. Akupunktur

Akupunktur kann die Lebensqualität von Tinnitus-Betroffenen ebenfalls verbessern. Häufige Begleiterscheinungen von Ohrgeräuschen sind Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen. Diese können durch Akupunktur gelindert werden. Der chronische Tinnitus selbst wird durch Akupunktur jedoch nicht effektiv behandelt.    

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3. Operation

Objektiver Tinnitus ist nur ein Symptom einer anderen Ursache oder Erkrankung wie beispielsweise Morbus Menière. Die Menière-Krankheit geht neben starkem Schwindel auch mit Schwerhörigkeit, Taubheit und Ohrgeräuschen einher und kann in schweren Fällen operiert werden.  

Liegt die Ursache des objektiven Tinnitus etwa in einer Gefäßverengung oder Blockaden des Kiefers oder der Halswirbel, kann ein operativer Eingriff das zugrundeliegende Problem ebenfalls beheben. Auch die Ohrgeräusche können dadurch verschwinden.

4. Hörgerät

Wurde das Innenohr zum Beispiel durch einen Hörsturz geschädigt oder sind die Ohrgeräusche eine Begleiterscheinung altersbedingter Schwerhörigkeit, können Betroffene ein Hörgerät bekommen. Ein Hörgerät kann unter Umständen den subjektiven Tinnitus durch eine Verbesserung des Hörvermögens ausgleichen oder übertönen. Doch auch ohne Hörschwierigkeiten können Tinnitus-Hörgeräte Linderung verschaffen. Für taube Menschen, die unter Tinnitus leiden, kann ein Cochlea-Implantat helfen.  

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5. Geräuschtherapie

Bei der Geräuschtherapie oder Tinnitus-Retraining-Therapie erhalten Betroffene einen Rauschgenerator, ähnlich einem Hörgerät. Der Noiser produziert auf niedriger Lautstärke ein Hintergrundrauschen im Ohr, das leiser ist als das Tinnitusgeräusch. Das Gehirn wird durch das weiße Rauschen vom Tinnitus abgelenkt und lernt, beide Arten von Geräuschen auszublenden. Spezielle Tinnitus-Hörgeräte verbessern nicht nur die Hörfähigkeit, sondern erzeugen auch weißes Rauschen als Gegengeräusch zum störenden Klingeln im Ohr.

Fazit

Ein chronischer Tinnitus bedeutet für viele Betroffene eine starke Belastung, mit der sie lernen müssen, zu leben. Gegen das Ohrensausen können Hörgeräte und Therapie Wirkung zeigen.

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