Andreas Mies und Kevin Krawietz

„Doppel ist ein anderer Sport“

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„Dop­pel ist ein ande­rer Sport“

Andreas Mies und Kevin Krawietz sind als Stars im Doppel die heimlichen Helden im Tennis. 2019 holten sie in Paris den ersten deutschen Grand-Slam-Titel im Doppel seit 82 Jahren. Ein Jahr später gewannen sie erneut in Roland Garros. Andreas Mies über den besonderen Reiz des Teamworks im Tennis.


Generali: Für Laien kurz erklärt: Was ist das Besondere am Doppel-Spiel?

Andreas Mies: Erst mal ist man nicht allein, sondern man steht als Team auf dem Platz, was mir persönlich sehr viel Spaß macht. Mit Kevin verstehe ich mich zusätzlich auch neben dem Court super, es ist bei uns keine reine „Business-Beziehung“, was die ganze Sache noch schöner macht. Und um mich kurz zu fassen: Im Gegensatz zum Einzel ist das Doppel taktischer, die Ballwechsel sind meist schneller und ein gutes Doppel kann hierdurch sogar spannender sein als ein Einzel-Match. Ich möchte dem Einzel jedoch absolut nicht seinen Wert absprechen. Man würde Äpfel mit Birnen vergleichen, wenn man Einzel und Doppel gegenüberstellt. Deshalb gibt es im Doppel auch spektakuläre Ballwechsel, die man im Einzel nie zu Gesicht bekommt und umgekehrt.
 

Generali: Erfordert Doppel-Spiel eine andere Art von Tennisspieler als das Einzel?

Andreas Mies: Einzel und Doppel sind quasi zwei verschiedene Sportarten. Ein guter Einzelspieler ist nicht automatisch ein guter Doppelspieler und umgekehrt. Beides erfordert für sich jeweils eine spezielle Art von Training.
 

Generali: Was sind Eure individuellen Stärken, eher beim Aufschlagsspiel oder am Netz oder...?

Andreas Mies: Tendenziell würde ich sagen, dass Kevin von Natur aus ein besseres Aufschlagsspiel an den Tag legt und ich am Netz voll in meinem Element bin. Aber wir arbeiten immer an uns und haben auch unsere jeweiligen vermeintlichen Schwächen auf ein gutes Niveau gebracht.
 

Generali: Reflexe brauchen alle Tennisspieler, Volley kann jeder – gibt es bei Euch Unterschiede, bei denen Ihr einander ergänzt?

Andreas Mies: Wir ergänzen uns in vielen Punkten. Mitunter balancieren wir uns psychologisch ganz gut aus. Kevin ist eher ruhiger und holt mich auf den Boden, wenn ich etwas über die Stränge schlage. Und umgekehrt feuere ich Kevin an, wenn er mir zu ruhig auf dem Platz wirkt.
 

Generali: Seid Ihr im Doppel auch mental stärker? Weil man einander pusht, anfeuert, aus einem Tief holt?

Andreas Mies: Auf jeden Fall hat die mentale Dynamik zwischen Kevin und mir auf dem Platz auch Auswirkung auf unsere Leistung. Kevin ist tendenziell ruhiger, ich bin emotionaler, und wir sind dadurch gut in der Lage, als Team unsere innere Mitte zu finden.
 

Generali: Wie viel ist bei Euch beiden blindes Verstehen, wie viel ist Strategie und Absprache?

Andreas Mies: Wir schauen, dass wir nichts überanalysieren. Vor einem Match legen wir uns eine grobe Strategie zurecht, die wir später in der Praxis auch noch mal ändern und anpassen können. Der Rest ist eher intuitiv, wobei wir auf dem Platz natürlich auch mit Zeichen und Stimme kommunizieren. 
 

Generali: Bei Eurem ersten Turnier als Doppelpartner 2017 hat etwas zwischen Euch „gut funktioniert“. Erinnert Ihr Euch, was das war? Habt Ihr das zusammen ausgebaut und trainiert?

Andreas Mies: Bei Kevin und mir hat einfach von Beginn an die Chemie gestimmt. Sowohl unsere spielerischen Grundlagen und Talente als auch unsere Kommunikation. Wir kommunizieren zwar viel mit Zeichen und Stimme auf dem Platz, aber manchmal entstehen auch Situationen, wo wir improvisieren und uns tatsächlich blind verstehen. Und natürlich haben wir uns mit der Zeit durch Training verbessert.
 

Generali: Spielst Du eventuell sogar lieber Doppel als Einzel?

Andreas Mies: Bis 2015 wollte ich mich ja im Einzel auf der Profitour hocharbeiten, wo ich aber aufgrund einer Knieverletzung, die ich mir beim College-Tennis in den USA zugezogen hatte, nie richtig durchstarten konnte. Letztlich bin ich natürlich überglücklich, mich voll und ganz aufs Doppel spezialisiert zu haben. Und ich hatte nie die typisch deutsche Einstellung, dass es ja „nur“ Doppel ist, was ich nun spiele. Weil ich das Doppel im College-Tennis in den Vereinigten Staaten gelernt habe, wo es einen ganz anderen Stellenwert hat und professionell trainiert wird. Grundsätzlich macht mir auch das Einzel Spaß. Aber vor allem auf der ITF Future Tour und der auf ATP Challenger Tour, die den steinigen Weg nach oben auf die glamouröse ATP Tour bilden, und selbst auf der ATP Tour kann das Leben als Einzelprofi ziemlich einsam sein. Als Doppelspieler hast du immer einen Partner an deiner Seite, was ich an der Stelle als großen Pluspunkt sehe.
 

Generali: Für jeden Sportler ist der Sieg das Höchste. Kann es sein, dass beim Doppel-Spielen auch gutes Teamwork ein erfüllendes Gefühl gibt, egal ob Sieg oder Niederlage?

Andreas Mies: Grundsätzlich ist es wichtig, weder Siege noch Niederlagen überzubewerten. Und eine Niederlage, egal ob im Einzel oder im Doppel, kann einem trotzdem ein erfüllendes Gefühl geben, wenn man weiß, dass man alles gegeben und super gespielt hat, aber der Gegner einfach noch besser war.
 

Generali: Ihr habt mal gesagt: Ein gutes Doppel ist ein Doppel, das sich gut versteht. Ihr habt auch schon mit anderen Doppel gespielt... Welche Rolle spielen Sympathie und Freundschaft?

Andreas Mies: Als Team machen beide Partner mal mehr und mal weniger Fehler in den Matches. Und ich glaube, wenn man Sympathie und Freundschaft füreinander empfindet, kann man sich an den Stellen viel leichter verzeihen, als wenn die Partnerschaft nur auf einer geschäftlichen Beziehung beruht. Außerdem ist man weniger gehemmt und riskiert mal etwas mehr im Match, wenn man weiß, dass der Partner hinter einem steht und nicht gleich einen Hals auf einen hat.

Foto Andreas Mies und Kevin Krawietz (c) ATP Tour

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