Rundum-Schutz
Wenn von Diabetes mellitus die Rede ist, geht es um eine Stoffwechselerkrankung, die durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte (genauer: erhöhte Glukosekonzentrationen im Blut) gekennzeichnet ist. Sie zählt zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten in Deutschland. Neben dem Kohlenhydratstoffwechsel können bei Diabetes mellitus auch der Fett- und Eiweißstoffwechsel beeinträchtigt sein.
Eine zentrale Rolle spielt dabei das Hormon Insulin. Es wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet und ist unverzichtbar für die Regulation des Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsels. Kommt es zu einer unzureichenden Produktion oder Freisetzung von Insulin – oder, insbesondere bei Typ-2-Diabetes, zu einer verminderten Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber seiner Wirkung (Insulinresistenz) – kann sich eine Diabetes-Erkrankung entwickeln.
Nach Schätzungen der Deutschen Diabetes-Hilfe leben aktuell rund 11 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland (ca. 13 % der Bevölkerung). Davon entfallen etwa 9,1 Millionen auf einen diagnostizierten Typ-2-Diabetes, zusätzlich wird eine Dunkelziffer von rund 2 Millionen nicht erkannten Fällen angenommen.
Unser Körper benötigt ständig Energie – nicht nur Herz und Muskulatur, sondern vor allem auch das Gehirn sind darauf angewiesen. Die benötigte Energie stammt aus der Nahrung, die in ihre Bestandteile zerlegt und in Form von Glukose (Blutzucker) ins Blut abgegeben wird. Damit diese Glukose in die Zellen aufgenommen und dort als „Treibstoff“ genutzt werden kann, braucht es das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Neben Insulin sind auch andere Hormone – wie etwa Glukagon – an der Regulation des Zuckerstoffwechsels beteiligt.
Kommt es jedoch dauerhaft zu einem Überangebot an Energie, etwa durch eine kalorienreiche Ernährung und Bewegungsmangel, geraten die Stoffwechselprozesse aus dem Gleichgewicht. Zwar produziert der Körper weiterhin Insulin, doch die Zellen reagieren zunehmend weniger empfindlich darauf – es entwickelt sich eine Insulinresistenz. Um den Blutzuckerspiegel dennoch konstant zu halten, muss der Organismus immer mehr Insulin ausschütten. Gleichzeitig bleibt immer mehr Glukose im Blut, anstatt in die Zellen zu gelangen.
Ein Teil der überschüssigen Glukose wird über die Nieren ausgeschieden, was zu vermehrtem Harndrang führt. Daher rührt auch der Name „Diabetes mellitus“ – wörtlich übersetzt „honigsüßer Durchfluss“. Oft wird die Erkrankung in diesem Stadium erstmals bemerkt.
Wie bereits erwähnt, entwickelt sich ein Typ-2-Diabetes meist schleichend und über viele Jahre hinweg. Mehrere Faktoren wirken dabei zusammen:
Der Typ-2-Diabetes entwickelt sich meist schleichend und bleibt anfangs oft unbemerkt. Erste Anzeichen können vermehrter Harndrang, Sehstörungen, auffällige Müdigkeit oder Heißhungerattacken sein. Auch Wundheilungsstörungen gehören zu den typischen Warnsignalen. Bei der ärztlichen Untersuchung zeigen sich dann häufig erhöhte Blutzuckerwerte, die deutlich über dem Normbereich liegen. Zum Vergleich: Bei gesunden Menschen liegen die Nüchternwerte normalerweise unter 110 mg/dl, nach einer Mahlzeit bei höchstens 140 mg/dl.
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist entscheidend. Ziel der Therapie ist es, gemeinsam mit dem Patienten individuelle Therapieziele zu definieren. Dabei steht im Vordergrund, den Blutzuckerspiegel in einen Bereich zu bringen, der die Symptome lindert und das Risiko für Folgeerkrankungen reduziert. Neben einer ausgewogenen Ernährung und mehr Bewegung gehört dazu auch eine Gewichtsreduktion, die die Insulinempfindlichkeit der Zellen verbessert. In manchen Fällen kann so auf Medikamente verzichtet werden, in fortgeschritteneren Stadien kommen jedoch häufig blutzuckersenkende Tabletten (Antidiabetika) oder Insulintherapien zum Einsatz.
Ein wichtiger Bestandteil der Kontrolle ist die regelmäßige Messung des sogenannten HbA1c-Werts, auch „Langzeitblutzucker“ genannt. Er spiegelt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten zwei bis drei Monate wider. Bei gesunden Personen liegt er nach den aktuellen diagnostischen Kriterien unter 5,7 %. Bei Menschen mit Diabetes ist dieser Wert erhöht und dient Ärzten als zentraler Parameter zur Verlaufskontrolle. Daneben kann auch ein oraler Glukosetoleranztest zur Diagnose beitragen: Dabei trinkt die getestete Person eine definierte Menge Glukose, und der Arzt misst, wie sich der Blutzuckerspiegel in den folgenden Stunden verändert.
Die Behandlung von Diabetes mellitus verursacht in Deutschland erhebliche Kosten. Nach Angaben der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG, 2021) belaufen sich die direkten medizinischen Krankheitskosten – also Ausgaben für Medikamente, Krankenhausaufenthalte und ärztliche Versorgung – auf rund 21 Milliarden Euro pro Jahr.1 Darüber hinaus entstehen indirekte Kosten, etwa durch Arbeitsunfähigkeit, Frühverrentung oder verringerte Produktivität. Diese sind in der DDG-Quelle nicht beziffert, werden in Studien jedoch als mindestens ebenso hoch eingeschätzt.
So zeigte die KORA-Studie (BMJ Open, 2016), dass Menschen mit Diabetes im Schnitt pro Jahr rund 4.100 € an indirekten Kosten verursachen, vor allem durch Krankheitstage.2 Modellierungen auf Bevölkerungsebene bestätigen zudem deutliche Produktivitätsverluste: Menschen im Erwerbsalter mit Typ-2-Diabetes verlieren im Mittel etwa 2,6 produktive Lebensjahre bis zum Alter von 69 Jahren.3
Andere Erhebungen mit breiterer Abgrenzung – wie die internationale IDF-Systematik, die auch im Gesundheitsbericht Diabetes 2025 der DDG herangezogen wird – kommen für Deutschland auf rund 39 Milliarden Euro diabetesbezogene Gesundheitsausgaben im Jahr 2021.4 5 Je nach Definition und Berechnungsweise schwanken die Angaben also erheblich. Klar ist jedoch: Neben den direkten Behandlungskosten verursachen vor allem die Folge- und Begleiterkrankungen (z. B. Niereninsuffizienz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Amputationen oder Erblindung) einen großen Teil der ökonomischen und gesellschaftlichen Belastung.
Diabetes mellitus gehört in Deutschland zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und stellt sowohl Betroffene als auch das Gesundheitssystem vor enorme Herausforderungen. Während Typ-1-Diabetes durch eine Autoimmunreaktion entsteht, ist Typ-2-Diabetes das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von genetischer Veranlagung und Lebensstilfaktoren. Früherkennung, konsequente Behandlung und vor allem eine Anpassung des Lebensstils können den Verlauf entscheidend beeinflussen und Folgeschäden verhindern. Klar ist: Je früher gegengesteuert wird, desto besser lassen sich Lebensqualität erhalten und gesellschaftliche wie wirtschaftliche Belastungen verringern.
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