Mehrkampf bedeutete für Hannah: jeden Tag trainieren, jeden Tag etwas anderes. Und es heißt, zumal wenn es in einen Wettkampf geht, blitzartig regenerieren, körperlich und mental. „Mehrkampf ist körperlich sehr, sehr anstrengend“, sagt Hannah, „und natürlich auch mental. Man muss die eine Disziplin vergessen, sich auf die neue einstellen, auf wenn es mal nicht so gut lief. Abschalten, den Fokus auf die neue Disziplin legen.“
Wie macht Hannah das? „Zwischendurch mal in eine Banane reinbeißen, einen Schluck trinken, und dann geht es aber auch zack schon wieder zum Hochsprung.“ Da heißt es Sprung für Sprung, Konzentration aufbauen. „Aber auch nicht so viel, weil man ja auch bedenken muss, dass man noch danach noch fünf weitere Disziplin hat. Und wenn es nicht so gut für sie läuft, muss sie die Enttäuschung schnell abhaken.
Hannahs achte Disziplin: Gehörlosigkeit
Die dichte Frequenz von Raushauen und Regenerieren ist bei Hannah Peters Tagesprogramm. Obendrein bewältigt sie etwas wie eine achte Disziplin: Sie ist von Geburt an gehörlos und trägt seit dem Kleinkindalter ein Cochlea-Implantat. „Es ist hartes Training. Man muss viel dafür arbeiten, dass man so gut hört wie ich.“
In der Welt der Hörenden ist sie aufgewachsen, in die der Gehörlosen hineingewachsen. 2019 wurde sie durch die Leichtathletik-EM der Gehörlosen in Bochum auf diese Sparte aufmerksam. Schnell merkte sie, dass sie alle Normen für den Kader der Nationalmannschaft im Deutschen Gehörlosen-Sportverband erfüllt. „Es war total ungewohnt, denn ich kann ja hören.“ Bei der Weltmeisterschaft 2021 im polnischen Lublin holte sie die Bronzemedaille. Prompt wurde sie zur Juniorsportlerin des Jahres 2021 im Para- und im Gehörlosensport der Deutschen Sporthilfe gewählt. Bei den Deaflympics in Caxias do Sul, Brasilien, wurde sie im Mai 2022 Siebenkampf-Fünfte.
Implantate oder Hörgeräte werden bei den Wettbewerben der Gehörlosen nicht getragen. Eine Athletin wie Hannah hat dann objektiv keinen Vorteil. Wenn sie das Implantat abnimmt, „ist es ja dann ja so, dass ich gar nichts höre“. Wenn sie das Feld der Läuferinnen anführt, muss sie sich schon umdrehen und die Gegnerinnen im Augen behalten. Die heranlaufenden Tritte kann sie nicht hören.