„Man muss hellwach sein, um koordiniert zu sein“

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„Man muss hell­wach sein, um koor­di­niert zu sein“

Was machst du, wenn dich eine Verletzung aus der Bahn wirft? Wenn du den Sport, in dem du richtig gut bist, nicht mehr schaffen kannst?

Mareike Miller erlitt einen Kreuzbandriss, als sie vierzehn war. Da hatte sie ihr Talent für Basketball bereits entwickelt, spielte in ihrer Heimatstadt Essen in der Damen-Regionalliga. Drei Kreuzbandrisse kamen hinzu, beide Knie hielten den Belastungen des Sports nicht mehr stand. Bereits mit siebzehn war Schluss, Mareike Miller war Sportinvalidin, kaum dass ihre Karriere begonnen hatte.

„Das war schwer zu akzeptieren“, sagt Miller. „Ich wollte Sport machen, mich bewegen, mich auspowern.“ Noch in der Schule probierte sie einen Rollstuhl aus. Nach dem Abi ging sie in die USA, studierte Wirtschaftswissenschaften und trainierte ihren neuen Sport: Rollstuhlbasketball.

Für die Athletin wurde eine Körperkraft extrem wichtig: die Koordination. Was im Fußgänger-Basketball intuitiv, ohne jedes Nachdenken läuft – die Bewegung der Beine – muss beim Rollstuhlbasketball erlernt werden. „Koordination ist eine Fähigkeit, ganz viele Sachen miteinander zu kombinieren“, sagt Miller. „Man versucht mit zwei Händen, Ball und zwei Räder zu beherrschen. Das sind drei Sachen mit zwei Händen.“ Man muss das Spielfeld sehen und sich darin energisch bewegen. Allein mit den trainierten Armen und dem Rumpf wird mit hoher Geschwindigkeit gefahren, Wendigkeit, Kollisionen sowie Dribbeln, Passspiel und die Würfe auf den Korb müssen dynamisch kontrolliert werden. Mareike Miller sagt: „Man muss hellwach sein, um koordiniert zu sein.“

Heute spielt die 31-Jährige bei den BG Baskets Hamburg, in der Nationalmannschaft wurde sie zweimal Vizeweltmeisterin und Europameisterin, beim paralympischen Rollstuhlbasketballturnier in London 2012 holte sie mit ihrem Team Gold. Bei der Eröffnungsfeier zu den Sommer-Paralympics 2020 führte sie die deutsche Mannschaft als Fahnenträgerin an. Miller ist Leistungsträgerin der Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft und Präsidiumsmitglied bei Athleten Deutschland. Sie wird von der Deutschen Sporthilfe gefördert und engagiert sich auch als Athlet:innen-Sprecherin für ihren Sport.

Vor allem aber ist Mareike Miller, die ihr Sportgerät perfekt beherrscht, eine herausragende Basketballerin, eine High-Pointerin, die die meisten Punkte macht. Sie selbst sagt: „Ich glaube, dass ich gar nicht so die flinke, schnelle Spielerin bin, die es im Basketball braucht. Aber dass ich im Rollstuhlbasketball tatsächlich weiter gekommen bin, als ich im Basketball gekommen wäre.“

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