Wirtschaft im Dienste der Menschen? – Die EU-Kleinanlegerstrategie in der Diskussion

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Gene­rali // Open min­ded am 14. März 2023

Der mit Spannung erwartete Vorschlag der EU-Kleinanlegerstrategie bildet einen zentralen Baustein der europäischen Kapitalmarktunion. Um eine höhere Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an den Finanzmärkten zu erreichen, soll unter anderem der Zugang zu Anlageprodukten erleichtert werden, wovon auch die private Altersvorsorge profitieren könnte.

Um dem Ziel einer stärkeren Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger der EU an den Kapitalmärkten näher zu kommen, ist das Vertrauen der Kleinanlegerinnen und Kleinanleger unabdingbar. Dieses Vertrauen soll durch einen angemessenen Anlegerschutz, faire Beratung, kosteneffiziente Finanzprodukte und Transparenz gestärkt werden. In seiner Begrüßung bei der hybriden Generali // Open minded Veranstaltung unterstrich Stefan Lehmann, Vorstandsvorsitzender der Generali Deutschland: „Auch wir sehen ein hohes Maß an Vertrauen als wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Kleinanlegerstrategie an. Mehr Transparenz kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten“.

Die Kleinanleger-Studie von Kantar Public/CEPS

Die von der EU-Kommission in Auftrag gegebene Studie „Disclosure, inducements, and suitability rules for retail investors“, durchgeführt von Kantar Public und dem Centre for European Policy Studies (CEPS) bildete den Ausgangspunkt der Debatte. Jelmer Nagtegaal (CEPS) präsentierte die wesentlichen Ergebnisse der Studie, die in puncto Transparenz und Kosten der Beratung Reformbedarf sieht.

Mehr Transparenz schaffen, ohne die Kunden zu überfordern

Anschließend diskutierten der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Florian Toncar (FDP), MdB Stefan Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen), MdEP Markus Ferber (CSU) und Uli Rothaufe, Chief Insurance Officer Life & Health der Generali Deutschland AG die zentralen Fragen der Kleinanlegerstrategie. Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Andrea Timmesfeld, der Leiterin des Generali Hauptstadtbüros.

Dr. Florian Toncar stellte zu Beginn fest, dass in Deutschland kein Vertrauensproblem, sondern vielmehr eine „unterentwickelte Wertpapierkultur“ herrsche, eine Risikoscheu, durch die Chancen ungenutzt blieben. Dagegen vertrat Stefan Schmidt die Ansicht, dass fehlendes Vertrauen durchaus eine bedeutende Rolle spiele. Der „information overload“, also die Überforderung der Verbraucherinnen und Verbrauchern durch ein Übermaß an Informationsblättern oder AGBs, helfe diesen nicht und erreiche im Endeffekt nicht die gewünschte Transparenz.

Auch Uli Rothaufe warf die Frage nach „der richtigen Transparenz“ auf, allerdings lasse sich aus der konzerninternen Beschwerdestatistik ablesen, dass mangelnde Transparenz und auch Kostentransparenz unter den Kundinnen und Kunden kein verbreitetes Thema seien. Zur Frage der Produktkosten forderte Stefan Schmidt ein „gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“ bei Anlageprodukten, das nach seiner Auffassung aktuell durch hohe Kosten beeinträchtigt werde. Auf die wichtige Rolle des Faktors Zeit verwies Uli Rothaufe: Je langfristiger Kunden anlegten, desto geringer seien die Kosten.

Einigkeit herrschte in der Anerkennung des großen Werts qualitativ hochwertiger und unabhängiger Beratung. So können und sollen Beraterinnen und Berater individuell auf die unterschiedlichen Lebenssituationen der Kundinnen und Kunden eingehen. Diese Beratung habe ihren Preis, erkannte auch Stefan Schmidt an, der als einziger mit Nachdruck für eine Stärkung der Honorarberatung eintrat, ohne aber ein Provisionsverbot zu fordern. Markus Ferber verwies auf den erschwerten Zugang zu Finanzberatung in Ländern mit Provisionsverbot, insbesondere für finanzschwächere Kleinanleger.

Mit Blick auf Beratung durch Robo-Advisor mahnte Markus Ferber an, dass hier kein blinder Fleck für Regulierung und Verbraucherschutz entstehen dürfe. Insbesondere unerfahrene Kleinanleger sollten im Robo-Advisor nicht den ersten Ansprechpartner sehen, so Dr. Florian Toncar.

Auf die Frage von Dr. Andrea Timmesfeld, wie „finanzielle Verbraucherbildung in den Fokus“ rücken könne, verwies Dr. Florian Toncar auf Möglichkeiten der Länder, in den Schulen anzusetzen und des Bunds am Finanzmarkt Informationsasymmetrien zu reduzieren.

Das Ziel eint uns, dass wir alle ein Interesse daran haben, insgesamt finanziell eine besser gebildetere Gesellschaft zu haben.

Dr. Florian Toncar, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium der Finanzen

Fazit

Von der Paneldiskussion geht folglich ein Appell aus, zur Stärkung des Vertrauens und der Risikobereitschaft der Kleinanleger sowie zu einer verbesserten finanziellen Bildung. Gleichzeitig erwarteten die Panelteilnehmer überwiegend nicht, dass die EU-Kommission tatsächlich ein Provisionsverbot vorschlagen.

Die Veranstaltung haben wir für Sie aufgezeichnet. Auf YouTube können Sie sich Videos der vergangenen Veranstaltungen ansehen.

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